Fliegen als Lebensphilosophie 🚀😊
Fliegen ist mehr als nur Fortbewegung durch die Luft – es ist eine Metapher für das Leben. Planung, Entscheidungsfindung, Präzision, Know-How und kontinuierliche Anpassungen sowie Justierungen sind nicht nur in der Aviatik, sondern auch im Alltag essenziell. Mein Pilotenkumpel hat den gesamten Flug akribisch geplant und ich habe vor dem Take-off ein vollumfängliches Briefing erhalten. Wir beide sind leidenschaftliche Aviatik-Fans, so haben wir unseren Flug am 19. Februar 2025 von Wangen SZ nach Samedan GR (St. Moritz) gemeinsam als Pilot & Passagier durchgeführt.

In jeder Phase des Fluges gab es wichtige Entscheidungen zu treffen. Nach dem Scanning der zu durchfliegenden Sektoren, der Landschaftsgebung sowie dem Wetter und dem Verkehr in der Luft, mussten Entscheidungen und Korrekturen vorgenommen werden.

Wie Antoine de Saint-Exupéry einst sagte: „Der wahre Beruf des Menschen ist es, zu einem höheren Bewusstsein zu gelangen.“und was könnte dies besser verdeutlichen als ein Flug über die majestätischen Alpen?


Das Briefing – Klare Abläufe für einen sicheren Flug
Bevor wir uns ins Cockpit setzten, fand ein ausführliches Briefing statt. Ein strukturiertes Briefing ist essenziell, um einen reibungslosen Flug zu gewährleisten. Ein Pilot muss noch viel mehr als lediglich den Flieger in die Luft zu bekommen. Es galt die geplante Route zu besprechen, das aktuelle Wetter zu checken, Notfallprozeduren festzulegen und noch vieles mehr. Mir wurde ebenso bewusst welchen Stellenwert die Kommunikation in einem Cockpit zugeordnet ist - sei es mit den Beteiligten am Boden, wie auch mit den Insassen im Flugzeug. Auch hier wieder viele Parallelen von der Aviatik zu den entschdeidenden Situationen im Alltag und Beruf.


Die Flugroutenplanung – Vorbereitung ist alles
Ein Flug beginnt lange vor dem Abheben. Die Wahl der Route basiert auf verschiedenen Faktoren: Wetter, Luftraumüberprüfung, Treibstoffbedarf und geografische Gegebenheiten. Für den Flug nach Samedan, der by the way der höchstgelegene Flughafen Europas ist, spielte die Topographie eine wichtige Rolle. Hohe Berge, mögliche Fallwinde in den zu durchfliegenden Tälern und Pässen, Temperaturschwankungen und der Traffic in den Lufträumen mussten berücksichtigt werden.

Für den Hinflug war eine direkte Route über die Linthebene, vorbei an den Churfirsten, nach Klosters geplant, dann weiter über Zernez, um dann in Samedan mit einem straight-in Approach auf der Piste 21 zu landen. Die Karten wurden studiert, die Flugfrequenzen notiert und die Checkliste durchgegangen.

Anektote zum wahren Leben: Wer ohne Plan startet, verliert schnell die Orientierung. Ein solider Plan gibt Sicherheit, doch die wahre Kunst liegt darin, auf Unvorhergesehenes vorbereitet zu sein.


Outside Check und Betankung – Sicher abheben
Vor jedem Flug gilt es, das Flugzeug sorgfältig zu überprüfen. Ein vollständiger Outside Check ist nicht nur Routine, sondern essenziell für die Sicherheit. Schritt für Schritt und mit geschultem Auge verlief die der akkurate Outsidecheck, durch den Piloten:

  • Treibstoffmenge
  • Kontrolle der Steuerflächen
  • Reifendruck
  • Ölstand
  • Funktionstüchtigkeit der Lichter und Antennen
  • Funktionstüchtigkeit der Instrumente

Bei der Übernahme des Flugzeuges und der Prüfung des Treibstoffstandes zeichnete sich ab, dass noch etwas nachgetankt werden musste, um mögliche Umwege oder Wetteränderungen problemlos kompensieren zu können.

In der Aviatik wie im Leben: Eine gute Vorbereitung ist kein überflüssiger Luxus, sondern die Basis für einen reibungslosen Ablauf. Wer sich selbst gut ausstattet – mit Wissen, Erfahrung und Vertrauen – kann auch grössere Herausforderungen meistern.


Start und Steigflug – Der Moment des Aufbruchs
Der Start war reibungslos. Mit dem richtigen Windfenster (Runway 26) und dem Take-off hob die Maschine ab. Die Abhebegeschwindigkeit betrug bei unserer Piper PA28 Archer III 50 Knoten. Bei kleineren Propellerflugzeugen wie unserem ist es wichtig, gegen den Wind zu starten, um den entsprechenden Auftrieb zu haben.

Wir spürten, wie sich die Maschine in den Himmel hob – ein Moment voller Kraft, Entschlossenheit, aber auch Anspannung und Erleichterung.

Genauso ist es im Leben: Wer sich gegen Widerstände durchsetzt, gewinnt an Höhe und Stabilität. Das Steigen war unter einer dichten Wolkendecke über dem Zürichsee anspruchsvoll – aber fliegbar.


Orientierung in der Luft – Ständig auf Kurs bleiben
Sich in der Luft zu orientieren, ist eine Mischung aus Technik und Erfahrung. Die Funkfrequenzen wurden gewechselt, das Heading angepasst und die aktuellen Wetterveränderungen stehts im Überblick gehalten.

Unsere Route führte über die Linthebene, vorbei an den Churfirsten bis nach Klosters – und dies bei einem permanenten Steigflug auf 9'500 Fuss, eine atemberaubende Kulisse. Doch die Schönheit durfte nicht von der ständigen Überprüfung der Parameter ablenken. Wir flogen als Übung einige 360 Grad Kurven, um uns an markanten Punkten Referenzen zu orientieren – ein Training, das uns auch im Alltag hilft: Orientierung bewahren, klare Ziele setzen und jederzeit wissen, wo man steht – Wenn nicht, fliegt man zum nochmals zurück zum letzten Check-Point.


Funkkontakt und Koordination – Kommunikation als Schlüssel
Der Luftraum ist bis kurz vor Samedan unkontrolliert. D.h. wir Fliegen auf Sicht und müssen alle nötigen Parameter treffen, um einen sicheren Flug gewährleisten zu können. Die Frequenzen von LSPV (Flugplatz Wangen-Lachen), preselected  Bad Ragaz und schliesslich das ATIS von Samedan wurden entsprechend eingestellt, um uns später beim Tower in Samedan anzumelden. Dort machten wir einen kurzen Stopp, konsumierten einen Espresso. Die Wetterlage und die Flugroute für unseren Rückflug wurde nochmals vom Piloten überprüft. Auch ein kurzes De-Briefing fand statt – so konnten wir alles nochmals durchgehen und analysieren was geklappt hat und was noch verbessert werden könnte bzw. ich hatte dann auch noch eigene Verständnisfragen zu klären.

Hier zeigte sich eine weitere Parallele zum Leben: Ohne klare Kommunikation und Abstimmung entstehen Missverständnisse. Die Fähigkeit, auf Rückmeldungen zu reagieren und flexibel zu bleiben, ist sowohl in der Luftfahrt als auch im Alltag entscheidend. Wahre Führung bedeutet nicht, alles alleine zu entscheiden, sondern gemeinsam die beste Lösung zu finden.


Landeanflug in Samedan – Präzision und Timing
Der Anflug auf Samedan erforderte exakte Navigation. Die hohe Lage (1.707 m) und mögliche Fallwinde machten den Anflug anspruchsvoll. Die FIS von Samedan (Tower) gab uns eine Landeerlaubnis für die Piste 21. Die Checkliste für den Landeanflug wurde durchgegangen:

  • Geschwindigkeit reduzieren
  • Landeklappen setzen
  • Funkkontakt halten

Die Landegeschwindigkeit betrug 64 Knoten, und wir mussten die entsprechende Höhe einhalten. Die Landung war sanft – ein Beispiel dafür, wie wichtig eine gute Vorbereitung ist, um am richtigen Punkt sicher anzukommen.


Rückflug – Herausforderungen meistern 🧠🎬
Der Rückflug von Samedan nach Wangen führte vorerst nach Silvaplana über den Julierpass, um danach wieder dem Walensee entlang der A3 zu folgen und schliesslich in Wangen über die Piste 26 wieder zu landen. Wir flogen einen Teil der Strecke mit dem Autopiloten – da war es enorm wichtig, alle Instrumente etc. dauerhaft im Blick zu behalten. Wir fanden eine teils aufgelöste Wolkendecke im Bereich des Heimflugplatzes vor, konnten jedoch gut unterhalb dieser Fliegen und hatten ständig Sicht auf Boden- und Wasser. Die Mindesthöhen konnten und mussten eingehalten werden.

Solche Momente zeigen, wie wichtig Vertrauen in die Technik und mentale Ruhe sind. Im Leben begegnen wir oft Unsicherheiten, aber wer die richtigen Werkzeuge nutzt und Ruhe bewahrt, kann jede Herausforderung meistern.

„Man kann einen Menschen nichts lehren, man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu entdecken.“ – Galileo Galilei.


Fazit: Fliegen als Lebenskunst
Jeder Flug ist eine Reise, nicht nur durch den Luftraum, sondern auch durch die eigene Denkweise. Die Prinzipien der Aviatik – Planung, Kommunikation, Präzision und Flexibilität – lassen sich auf das gesamte Leben übertragen. Grad hier wird einem bewusst welche wichtigen Komponenten es nicht nur in der Luftfahrt zu berücksichtigen gibt, dass Vertrauen in seine Begleiter und den am Prozess beteiligten Personen dazu beitragen, grössere Herausforderungen zu meistern.

Das Fliegen lehrt uns, dass Vorbereitung und Kontrolle wichtig sind, aber auch, dass unerwartete Herausforderungen immer Teil der Reise bleiben. Die Fähigkeit, ruhig zu bleiben, Entscheidungen zu treffen und den Kurs anzupassen, ist sowohl in der Luft als auch am Boden entscheidend.

Der Himmel ist nicht die Grenze – er ist der Horizont, den wir mit Weitblick, Zusammenarbeit und Disziplin überschreiten.

 

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Thankful, grateful, blessed. 🙏

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